Steuererklärung

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Das Finanzamt hat mich freundlich an meine Einkommensteuererklärung für das Jahr 2018 erinnert. 2018? Ach ja! Da war ich tatsächlich schon zurück. Verrückt wie schnell die letzten Monate vergangen sind.

Im April 2018 bin ich aufgewacht, ins Büro gewackelt und hab gekündigt. Ich hab meine Eltern angerufen, gesagt, dass ich zurück nach Wien ziehe und all das Hin und Her, all die Fragen, all das Abwägen der 2 Jahre davor - plötzlich war alles ganz klar. Das heißt nicht, dass es mir leicht gefallen ist.

Als der Umzugswagen kam und die Möbel runtergebracht hat fand ich mich plötzlich auf meinem Sofa auf der Straße wieder. Heulend. Einer der Umzugshelfer hat mich angeschaut und meinte: “Nicht weinen, das Leben ist manchmal hart.” Dann hat er mir die Geschichte seiner Familie erzählt, über seine Flucht, seinen verstorbenen Bruder…alles klar Anna, DU hast wirklich KEINE Probleme.

Meine Freundin kam dann mit Kafffffffe vorbei. Den haben wir auf dem Sofa getrunken. Beide ein paar Tränchen verdrückt und dann bin ich mit Palme auf dem Beifahrersitz 993 Kilometer nach Hause gefahren. “NACH HAUSE” was auch immer das bedeutet. Heimat eher. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Freiwillige vor!
Ich freue mich über Menschen, die das gerne machen und mir helfen:-)

Das sind die Dinge, über die Yogalehrer selten sprechen. Selbständig sein heißt auch ganz viel Papierkram und Bürokratie. SVA, Finanzamt, Versicherung, was brauch ich. wo muss ich hin, was bedeutet das,….Schlaflose Nächte, weil man sich immer wieder fragt ob das die richtige Entscheidung war oder man schlichtweg völlig geisteskrank ist. Einen gut bezahlten Job aufzugeben um von Null anzufangen. Nicht wissen ob das funktionieren wird, nicht wissen wovon man seine Miete bezahlen soll, geschweige denn die Kinder ernähren soll, die man eines Tages haben will. Und dann auch noch Yogalehrer. Wie Sand am Meer gibt´s die.

Ging nicht anders. Musste so sein. Und ganz ehrlich. Worst case stellt man fest, “es war nix” und sucht sich wieder einen “normalen Job”. So meine Devise.

Und es funktioniert. Es ist unglaublich anstrengend, aber es funktioniert. Es gibt kein Feedback von oben, das Feedback zeigt sich unmittelbar und schonungslos in Buchungen. Es gibt keine Arbeitskollegen mit denen man über den Chef lästern kann. Der Chef bist du selbst und zu dir bist du besser nett. Du arbeitest mehr denn je und gefühlt bleibt gar nichts übrig.

Und dieses Gefühl von Wochenende am Freitag Nachmittag wenn man den Stift fallen lässt und das Büro verlässt….
naja, vielleicht lerne ich das noch.

Wenn ich eines gelernt habe in diesem ersten Jahr der Selbständigkeit, dann ist es Gelassenheit. Ein eigenes Business aufzubauen braucht Zeit, viel Energie und ganz viel positives Denken. Und von jedem, der mehr darüber wissen will lass ich mich gerne auf einen Cafe einladen (nach meiner Steuererklärung kann ich ihn mir nicht leisten:-))

Auf die Frage wie es ihr geht hat mir eine Freundin neulich geantwortet:

“Es geht. Manche Teile sind besonders schön, manche Teile sind besonders schwierig.”

Irgendwie trifft es das ganz gut.

Alles wird gut.

Anna Hacker